Liebe Freunde von Bäume für Sabarkantha!       Minden, im März 14

 

Zu aller erst muss ich berichten, dass unsere langjährige Freundin und Mitstreiterin für „Bäume für Sabarkantha“,  Cornelia Haber, am Sonnabend, den 11.Januar gestorben ist. Vor  einem Jahr war ihr Krebsleiden wieder ausgebrochen. Sie hatte an der Hoffnung, dass sich die Krankheit durch Chemotherapie noch beherrschen lässt, bis fast an ihr Ende festgehalten und wurde doch von Monat zu Monat schwächer. Ich und mein Sohn Friedrich Wichmann waren an ihrem Todestag in Poshina/Indien und es fiel uns schwer, von ihr und ihren Töchtern so weit entfernt zu sein. Mit Fr. Peter haben wir am Morgen nach ihrem Tod in einer bewegenden Messe ihrer gedacht und uns gleichzeitig an all das erinnert, was sie für Sabarkantha und in den letzten Jahren für die Kinder in den drei Heimen getan hatte.

Viele Jahre lang hat sie unser Projekt Sabarkantha mitgetragen, sie war 2003/4  mit bei unserem Besuch in Megraj dabei und hat 2009 die ersten Anfänge in Poshina sehen können: Den Bau des Küchenhauses im Dorf Pipalia und das alte Bauernhaus in „Jivan Wadi“. In Minden hat sie sich vor allem um die Realschule Lahde und die Vincke Realschule gekümmert und meine Rundbriefentwürfe als Deutschlehrerin mit den notwendigen Kommas „nachgerüstet“. Sie hat sich um die Patenkinder-Arbeit und um eine gute Präsentation etwa bei Ausstellungen bemüht. Wir sind sehr traurig, dass sie nun nicht mehr dabei ist.

Ich bin froh, dass Mechthild Linnemann weiter mit hilft, die Verbindung zu unserer Freiwilligen Charlotte Heeren zu halten und mir bei Rundbriefen und anderen Arbeiten zu helfen.

Charlotte habe ich während unseres Aufenthalts zweimal (einmal mit meinem Sohn Friedrich zusammen)  in Vijaynagar / Sabarkantha besucht. Dort lebt sie im Haus der kleinen Schwesterngemeinschaft und unterrichtet nach einem festen Stundenplan Yoga und auch Englisch. Abends hat sie Spielstunde mit den kleinen Mädchen des Schülerinnenheims. Sie freute sich sehr über unseren Besuch und genoss es, einmal wieder einfach nur Deutsch reden zu können. Im Frühjahr wird sie von ihrem Freund und in den Osterferien von ihrer Familie wieder Besuch bekommen. Dann wird es schon sehr heiß sein in Sabarkantha.

Sie schreibt in ihrem Blog:

…Heute  (28. Januar) fahre in nach Baroda (bis Donnerstag). Ich wurde gebeten, dort einen kleinen Vortrag ueber Kinderyoga zu halten, bzw. einige Lehrer in das Thema einzufuehren, so dass sie das auch mit den Schuelern machen koennen.

Ich weiss immer noch nicht genau, ob das jetzt eine Fortbildung fuer Lehrer ist?!                Naja, Ueberraschungen hat man ja hier jeden Tag, genauso wie ich immer noch nicht weiß, wann wir Heute eigentlich losfahren (durch verschiedene Leute ist das Zeitfenster zwischen 11.00 Uhr Morgens und irgendwann nachmittags)

30.Januar

…geschafft                Und ich dachte, ich könnte keinen ganzen Tag mit dem Vortrag füllen, ich war nach 4 Stunden immer noch nicht fertig und musste etwas kürzen.

Naja, ich hoffe die Leute da konnten was mitnehmen (außer ’ner DVD und ’ner Kopie der Zettel) und können das auch irgendwie, wo auch immer sie sind, anbringen.

 

Während wir in Sabarkantha waren, mussten wir in den kühlen Nächten einiges übereinander ziehen, um nicht zu frieren. Die Fenster im alten Bauernhaus von Fr. Peter haben ja nur Gitter, kein Glas! Da kommt nicht nur das Gebell der drei Hunde gut bis zu den Ohren, sondern auch

die kühle Luft. Das ist für die heißen Sommermonate (April bis Juni) sehr angenehm. Im Winter sitzt man dann eben im großen Gemeinschaftsraum mit warmer Mütze und Jacke oder Decke um die Schultern. Tagsüber schien die Sonne vom klaren Himmel und es wurde sicher 25 Grad warm (ein Thermometer gab es nirgends), das war für uns wie Sommer.

Auf dem Weg nach Poshina kamen wir durch die Millionenstadt Ahmedabad. Dort wollten wir die  Drachen kaufen, die alle Kinder in Gujarat am 14. Januar, dem Tag und Nacht-gleiche, steigen lassen. 300 Stück haben wir gekauft und uns dabei ein bisschen in der Altstadt von Ahmedabad umgesehen. Die alte Stadt ist fast ausschließlich von Moslems bewohnt, die neuen Viertel der Hindus ziehen sich in weitem Gürtel um diesen mittelalterlichen Kern. Die kleinen Drachen werden an Ort und Stelle aus dünnem Restplastik und gespleistem Bambus zusammengeklebt – mit einer Schnelligkeit, die an Hexerei grenzt. Daneben gibt es Textilien zu kaufen, Tee, Obst, Gemüse und Gewürze; Fleischstücke werden auf  Brettern zerteilt und durch die engen Gassen schieben sich

die Menschen und Roller und sogar Motor-Rikshas hupen sich langsam voran. Von dort haben wir uns dann auf den Weg nach Poshina gemacht.

Es war schon dunkel, als wir ankamen. Der Koch Vincent empfing uns mit einem köstlichen Mahl, Fr. Peter hatte noch eine Flasche Bier für uns (über die Grenze von Rajastan geschmuggelt, nominell ist Gujarat „trocken“), dann stiegen wir in die Betten.

Am nächsten Tag fuhren wir nach dem Frühstück zum Heim in Padapat. Natürlich hatte Peter wieder Zuckerkringel für alle mitgenommen. Die Kinder saßen im großen Raum beim Studium. Der kleine Karan (genannt Gatu) ist auch mit dabei und guckt eifrig auf seine (Plastik-)Tafel. Geschrieben hatte er nichts, aber er gehörte dazu! . Fr. Peter meint, er wäre jetzt 4 1/2 Jahre. Wir hatten ihm einen kleinen Teddy mitgebracht.

Dann machten sich die Kinder für die Schule fertig: Es gab eine schöne Dusche aus dem Bewässerungsrohr. In der Küche nebenan wurden  schon die Shapaties für die Mahlzeit vorbereitet. Die Kinder könnten auch in der Schule  essen, aber da schmeckt’s ihnen nicht so gut.

Am 14.1. kamen  wir noch einmal nach Padapat. Es war Drachentag und die Kinder standen oben auf einem Hügel, um den spärlichen Wind einzufangen. Fr. Peter zeigte auch, dass er das Drachensteigen noch nicht verlernt hat.

 

 

Gegen Abend waren wir dann in Pipalia (dem ersten und größten -70 Kinder – der Heime) und konnten beim Spielen der Kinder zuschauen. Hier wird Koko gespielt, ein Nationalspiel in Indien. Eine alte Bäuerin saß auf ihrem Lieblingsplatz – so eine Art Oma des Heimes – und mischte sich immer mal ein. Wenn ich da war, setzte ich mich neben sie – und wir haben uns gut unterhalten, ohne dass einer die Sprache des anderen konnte. Unten auf dem Weg wurde Kricket gespielt. Und Seilspringen ist ja wohl international – auch in Indien – ein Mädchenspiel.

 

Die Kinder in Bedi müssen immer noch darauf warten, dass sie wieder in einem Dorfschulkinderheim ausreichend zu essen und regelmäßig Hilfe bei ihren Schularbeiten bekommen. Aber die längste Zeit haben sie gewartet! Fr. Peter glaubt, ein neues Haus einige Kilometer bergauf in Mamapipla noch vor dem Beginn der Regenzeit Juni/Juli eröffnen zu können. Wir sind dort gewesen und haben die ersten Erdarbeiten auf dem Grundstück gesehen, das den Jesuiten von der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt wurde. Darüber werde ich im Sommerbrief Näheres berichten können. Dann kann ich auch erzählen, wie die Weizenernte ausgefallen ist.

 

Ende März/Anfang April werden die Felder geerntet sein. Jetzt wird immer noch bewässert: Brief von Fr. Peter vom 3.2.14: Während ich dies schreibe, fließt das Wasser aus dem Brunnen und macht dieses wunderbare Geräusch, wenn die Felder rund um das Haus und bei den Nachbarn bewässert werden. Vincent entscheidet, wer wann und wie viel Wasser für sein Feld bekommt. Dafür muss er auch nachts immer wieder wach sein, wenn der Strom (für das Pumpen)zu solchen elenden Zeiten wie von 12 Uhr nachts bis 8 Uhr morgens geliefert wird. Vincent und Laxman (Mitarbeiter) erhalten extra Bezahlung für diese Arbeit. Sie müssen in den betreffenden Feldern sein, wenn das Wasser verteilt wird.

Was den Weizen angeht: Wir sind schon am Ende mit dem Weizen für die Heime. Das bedeutet, dass wir spätestens nächsten Monat sechs bis achthundert Kilo Weizen kaufen müssen, ehe wir eigenen haben. Wir brauchen den Weizen für Chapaties und auch für das Frühstück in der Form von Porridge.“

 

Beim unserem nächsten Besuch in Pipalia wurden die warmen roten und blauen Sweatshirts verteilt, die Fr. Peter für alle Kinder besorgt hatte.

In den kommenden  Tagen liefen die Kinder immer noch mit den weißen Anhängern an ihren Shirts herum.

 

 

Inzwischen habe ich von Fr. Peter am Telefon erfahren, dass die Bauarbeiten in Mamapipla begonnen haben. Prakashbhai, auf dem linken Bild beim Verteilen der Sweatshirts zu sehen, ist ja der Leiter von Bedi gewesen und wird sich jetzt um den Bau in Mamapipla (einige Kilometer weiter in den Bergen) kümmern. Er muss auch auf dem Bauplatz schlafen, damit die dort gestapelten Zementsäcke über Nacht keine Beine bekommen und verschwinden.

 

Fr. Peter hat uns erklärt, was der Name Mamapipla bedeutet: Mama ist der Bruder der Mutter, also der Onkel. Pipla ist der Name für Pappeln. Mamapipla wäre also der Ort, wo die Pappeln des Onkels mütterlicherseits stehen.

 

 

Zum Schluss ein Bild, (Glucke mit Küken)  das unsere Kinder gar nicht mehr kennen, das aber für die Kinder auf den Dörfern der Adivasi (hier gleich hinter dem Heim in Pipalia) noch zum Alltag gehört. Das ist ja ein Teil des Konzeptes der Dorf-Schul-Kinderheime, dass die Kinder im gewohnten Lebensumfeld bleiben und nicht als kleine Kinder schon dem Dorf entfremdet werden.

 

Mit herzlichen Grüßen

sind wir ihre           Mechthild Linnemann und Ehrhardt Wichmann