Minden, im Dezember 2018

Liebe Freunde der Arbeit von Fr. Peter in Poshina!

Das vergangene Jahr war für Father Peter ein Jahr der Jubiläumsfeiern:

Er ist vor 50 Jahren als Schüler der Jesuitenschule in Bombay in den Orden der Jesuiten eingetreten.

Nach der Schule hat er Theologie und Gujarati studiert. Schon damals war ihm klar, dass er nicht in die Lehre oder Wissenschaft gehen würde. Er wollte sein Leben den Menschen in Indien widmen, die auf der untersten Stufe der indischen Gesellschaft stehen, den Adivasi (Ureinwohnern). Die ersten Jahre seiner „Lehrzeit“ verbrachte er im Schülerheim in Vijaynagar, im Staat Gujarat.

Dort habe ich ihn – als „jungen Jesuitenbruder“ — am 1. Dezember im Jahr 1984 kennengelernt. Er tauschte mit mir die Adresse aus – wie viele andere bei meinem ersten Besuch in Indien – aber er schrieb als einziger auch tatsächlich wieder.

Das war der Beginn einer langen, reich machenden Freundschaft. Wir waren verbunden durch viele, viele Briefe, später auch hin und wieder durch einen Telefonanruf und inzwischen häufiger durch das Smartphone.

Viele von Euch haben diese Verbindung mit Father Peter über viele Jahre begleitet und sich mit mir gefreut, wenn wir ihm gemeinsam helfen konnten.

Fast unglaubliche 290.000,– Euro kamen in dieser Zeit zusammen: Für Baumpflanzungen, Erddämme bauen und in den letzten Jahren für die ca. 120 Kinder, die in den zwei Schülerheimen Pipalia und Padapat leben und versorgt werden. Im Heim lernen sie neben ihrer Dorfschule so viel, dass viele von ihnen einen guten Abschluss erreichen können.

Inzwischen sind wohl Fr. Peters zahlreiche Feiern mit Gottesdiensten und Wiedersehen mit Schulkameraden, mit der Familie im Süden Indiens und in Bombay und auch mit den Jesuiten im Staat Gujarat glücklich überstanden. Er schreibt dazu:

…“in allem war das ein wunderbares Gefühl, aber frag nicht, wann und wie diese Jahre vergangen sind. Es sind jedenfalls die Menschen, nicht die Ereignisse, die mein Leben überall so wunderbar machten: Aus den abgelegenen Dörfern, in denen ich als Priester gearbeitet habe und die vielen Menschen, denen ich begegnet bin. Ich bin so dankbar all ihnen gegenüber.“

Und dann schreibt er – und das hat mich tief berührt:

Und dieser große (eher kleine!) „gentleman“ in Minden verdient den Blumenstrauß (in englisch: the cake), denn er hat fast 35 Jahres meines Lebens (mit-) bestimmt. Und so viel meiner sozialen Arbeit für die armen Adivasi in Sabarkantha war möglich durch seine unermüdliche Propaganda dort in Deutschland. Durch ihn war es mir möglich, in den abgelegenen Dörfern mit solchen tollen Frauen Bäume zu pflanzen, Konturgräben anzulegen und Erddämme, um Regenwasser zu ernten. Umweltfragen und Themen haben heute einen hohen Stellenwert. Aber wir haben das alles schon fast vor zwanzig Jahren getan, dank dieses wundervollen Visionärs aus Minden. …..(na ja…) …

...dass Du ein Teil meiner frohen und langen „Reise“ im Jesuitenorden gewesen bist. Und mit Menschen dieses Landes, die nicht so privilegiert sind. Zusammen sahen wir ihren Wert als Kinder Gottes – vor allem anderem.

Deshalb bin ich dankbar allen diesen vielen Schulkindern und Gemeindegliedern und vielen anderen, die mit uns verbunden sind, im Namen von „Bäume für Sabarkantha“. Tausendmal Dank!

Sie können sich vorstellen, dass mich dieser sehr persönliche Brief sehr angerührt gefreut hat. Auch für mein Leben war und ist diese Verbindung mit Indien und Fr. Peter von großer Bedeutung. Und solange ich noch genügend Kraft und Ausdauer habe, will ich sie weiter pflegen. Sie bringt manche Arbeit mit sich, aber auch viel Freude. Und die verdanke ich den vielen Unterstützern, mit denen ich weiter in Verbindung bin. –

In diesem Jahr sind bisher über 6.000 Euro zusammengekommen.

Und was ist sonst noch in Sabarkantha geschehen in den letzten Monaten:

Der Monsun ist in diesem Jahr für Sabarkantha fast ausgefallen. Das ist für die vielen kleinen Bauern sehr bitter. Sie werden nach der nur kümmerlichen Maisernte im Herbst auch nicht viel Land bewässern können, um Winterweizen und Gemüse und Senf anbauen zu können – von der Baumwolle als begehrte „crop fruit – (Verkaufsfrucht)“ ganz zu schweigen. Das wird die Armut in den Familien der Adivasi – Bauern noch weiter vergrößern.

Fr. Peter, muss sein eigenes Grundstück immer noch brach liegen lassen, weil er die erforderlichen Papiere für die Umschreibung von Ackerland in pädagogisch genutztes Land (Bau eines Schülerheimes usw.) auch nach drei Jahren noch nicht bekommen hat. Er kann und will die benötigten Schmiergelder dafür nicht zahlen.

Wahrscheinlich sind die Papiere dafür längst ausgeschrieben, werden aber von der korrupten Verwaltung nicht herausgegeben. Das zehrt sehr an seinen Nerven.

Zum Glück hat sein tiefer Brunnen bisher auch in Trockenzeiten immer genug Wasser gehabt. Er liegt in der Nähe des jetzt trockenen Flusses, in dessen tiefem Kiesbett viel Wasser gespeichert ist. Deshalb hat er jenseits der Durchgangsstraße Land gepachtet und baut dort Mais und Winterweizen an, um seine Kinder günstig mit Nahrung zu versorgen. Jede Woche pumpt er Wasser auf die andere Seite der Straße, (es gibt dafür extra Durchlässe) wo Vertragsbauern für ihn gegen Beteiligung an der Ernte das Feldstück bearbeiten.

Sorgen macht ihm die Wasserversorgung für das Heim in Pipalia. Noch hat der Brunnen unterhalb des Schülerheimes genug Wasser für den Bauern, der aus ihm auch sein Feld bewässert und für die Kinder. Fr. Peter hofft sehr, dass das Wasser bis zum nächsten Monsun im kommenden Juni reichen wird.

Reis kann er billig von den Resten kaufen, die vom „ration rice“, den es vergünstigt für arme Leute bei einem Händler gibt, übrigbleiben. Zwiebeln und Möhren und anderes Gemüse und das unentbehrliche Chilipulver bekommt er auf dem Markt in Khedbrahma.

Soweit für dieses Email.

Wir wünschen allen von Herzen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Danke, dass ihr das wärmende und helfende Licht dieses Festes bis nach Indien leuchten lasst.

Später kommen noch einige Bilder – dazu hole ich mir immer Hilfe von fachkundigeren Leuten.

Ihr Ehrhardt Wichmann

und Mechthild Linnemann