Minden, im Dezember 2017

Liebe Freunde der Arbeit von Fr. Peter in Poshina!

Zu Beginn die neuesten Nachrichten:

Im November haben sich die Jesuiten, die in Sabarkantha arbeiten, zwei Tage beraten, wie es in Poshina weitergehen kann. Das Problem: Es gibt in Sabarkantha nur noch 12 aktive Mitglieder der Jesuiten. Die Frage war, wie kann die erfolgreiche Arbeit von Father Peter langfristig nach seinem späteren, altersbedingten Ausscheiden weitergeführt werden. Er wird jetzt am 10. Dezember 68 Jahre alt. Er meint, 10 Jahre könnte er noch!

Das Ergebnis der intensiven Gespräche: Alle 12 Jesuiten haben dafür gestimmt, dass die Poshina Mission von den Jesuiten weiter geführt werden soll. Nun müssen sie sehen, was der Bischof und der „Provincial“ (Leiter der Jesuiten im Staat Gujarat) zu diesem Beschluss sagen.

Peter schreibt: „Das entscheidende Argument bei den Beratungen war, dass die Jesuiten sich den Armen verpflichtet fühlen“. Zu diesen Armen, Ausgegrenzten gehören die Adivasi (Stämme/Ureinwohner), für die er sich vom Beginn seiner Arbeit an einsetzt. Ich denke, dieses einstimmige Votum wird den Bischof sicher beeindrucken.

Begonnene Brücke auf dem Weg zum Schülerheim

nach Pipalia

Und nun wie alle Jahre zum Wetter und seinen Folgen:

2017 hat es in Indien einen ungewöhnlich ausdauernden und starken Monsun-Regen gegeben, im Bereich von Poshina, zum Glück nicht mit Unwettern. In einem Brief vom 4. August schrieb Father Peter:

…Ich sitze hier in einem ständigem leichten Regen im Monsun – es scheint nicht aufhören zu wollen. Ein Teil der Maispflanzen beginnt etwas gelb zu werden, weil es keine Sonne gegeben hat.

Und wir müssen es uns doppelt überlegen, ehe wir in den Panari – Fluss steigen (um ihn ohne Brücke zu queren). Und der Hauptfluss Sayee auf dem Weg nach Pipalia (zum Schülerheim) kann gar nicht durchfahren/durchwatet werden. Es kann noch einige Wochen länger dauern, ehe ein provisorischer Überweg eingerichtet wird. Trotzdem habe ich Mitarbeiter und die Kinder gebeten, nach dem Tag des Festes Rakshabandhan wieder in das Schülerheim nach Pipalia zu kommen. ( Fest der geschwisterlichen Verbindung – in diesem Jahr am 6.8. – Frauen und Mädchen knüpfen ihrem Bruder ein gesegnetes Band um das Handgelenk. Der verspricht ihnen dafür Hilfe und Schutz.)

Die Verpflegung für die Heime kann auf einem 35km langen Umweg gebracht werden. (Koch-)Feuerholz über den Fluss zu bekommen, ist zwar schwierig, lässt sich aber organisieren.

Rund um das „weiße Haus“ (so nennt Peter sein weiß angestrichenes altes Bauernhaus) pflanzen wir im Moment viele Blumen, vor allem Rosen – und auch Mangobäumchen. Wir laden auch die Leute aus den Dörfern ein, sich Mangobäumchen von uns zu holen. Sie sind von den süßen Mangos aufgegangen, die wir in diesem Sommer (Mai) gegessen haben.

Interessanterweise sind damals eine Menge Regierungsleute bei uns vorbei gekommen, um unsere süßen Mangos zu schmecken. Das hat die Atmosphäre zwischen uns verbessert, und sie fühlen sich (hoffentlich) verpflichtet, uns zu helfen, wenn wir in ihre Büros in der Bezirksstadt Khedbrahma oder auch in Poshina selbst kommen. Mango Diplomatie!

Die neue Leiterin Frau Suvarna im Schülerheim Pipalia macht gute Arbeit.

(im blauen Kleid und rotem Schal)

Inzwischen ist es Anfang Dezember. In Sabarkantha ist es trocken, den ganzen Tag strahlende Sonne mit bis zu 30 Grad am Tag und ca. 16 Grad nachts. Father Peter sagt, dass jetzt eine angenehme Zeit ist. Die Brunnen der Bauern sind vom guten Regen gefüllt. Der Mais geerntet – die Ausbeute war dürftig, zu viel ist auf den Feldern durch Nässe verdorben – aber für den Winter hoffen die Bauern auf eine gute Weizenernte. Auch Senfsaat für Öl und Gemüse wächst in dieser Zeit.

Probleme bereiteten lange Zeit die Flüsse, über die nur unfertige Brücken führen. Die alten Beton- Übergänge sind durch das viele Wasser in schlechtem Zustand. Es ist jetzt noch immer schwierig, das Heim Pipalia zu erreichen und mit dem Nötigsten zu versorgen. Dort ist eine Brücke in Bau, aber noch lange nicht fertig.

Die Brücke von Jivan Wadi nach Poshina ist zwar seit Monaten fertig, aber nur kurz vor der nächsten Wahl wird der zuständige Minister kommen, um sie einzuweihen. Vorher mussten die Leute durch das z.T. gefährlich hohe Wasser gehen, um die andere Seite zu erreichen, über sich die fertige Brücke! (Telefonnachricht vom 26.11: Die Brücke kann inzwischen ohne! Einweihung provisorisch benutzt werden)

Die neuen Brücken sind wohl aufgrund massiver Proteste der Ortsältesten und Bürgermeister der Adivasi Dörfer gebaut worden. Der Protest war im Jahr 2016 von Father Peter organisiert worden. Eigentlich sollten die Brücken vor der Regenzeit fertig sein. Aber dieses Problem kennen wir ja auch.

Im Mai dieses Jahres fand wieder ein Ferienlager rings um das Haus von Fr. Peter für die Kinder der Heime statt. Zehn Tage lang wurde gespielt, gelernt und abends wurden die alten Adivasi-Tänze getanzt, aber auch neue ausprobiert. Weil der Mai der heißeste Monat ist in Sabarkantha mit mehr als 40 Grad, gab es zweimal am Tag für alle eine Dusche mit dem großen Schlauch am Brunnen.

An dem Lager nahmen diesmal fast alle Kinder aus den zwei Heimen teil.

 

 

 

Hier steht Father Peter mit einem Schüler aus Pipalia, der sein Abschlussexamen so gut bestanden hat, dass er auf eine weiterführende Schule – in einem anderen Heim der Jesuiten gehen kann.

Wenn Fr. Peter endlich die Genehmigungen bekommt, kann er auf seinem großen Grundstück selber eine weiterführende Schule bauen und muss die Schüler nicht auf weiter entfernte Heime der Jesuiten verteilen.

 

 

 

Am „weißen Haus“ von Fr. Peter wird mal wieder gebaut. Nachdem die Räume innen einen neuen Zementestrich gegen Ratten erhalten haben, wird nun aufgemauert, um sie mit einem neuen, hitzeabweisenden Dach zu decken. Im Sommer stiegen die Temperaturen im Haus auf über 50 Grad und machten den Aufenthalt unmöglich. Interessanterweise erzählt er, dass die Dämmschicht aus mit Mineralien vermischtem Altpapier besteht, eine Dämmung, die auch bei uns angewandt wird.

In diesem Jahr konnten wir für die Arbeit von Father Peter am 23.Juni 2017 11.000€ überweisen. Das ergibt eine Summe von ca. 825.000 indischen Rupien. Die Aufstellung über die Verwendung der Gelder füge ich den Spendenbescheinigungen im nächsten Jahr bei. Für die Patenkinder in Fr. Peters früherem Tätigkeitsort Meghraj wurden am 10. April 17 1000€ überwiesen. Pfarrer Arockiaswami schickt wie verabredet den Paten Berichte über die Kinder zu. Allen Spendern einen herzlichen Dank für die meist jahrelange Begleitung des Projektes!

Ich staune immer wieder darüber, dass die Verbindung zu „Bäume für Sabarkantha“ schon seit 1991 besteht. Zusammen 285.000 € haben wir in diesen Jahren an Father Peter schicken können.

Mit guten Wünschen für eine gesegnete Weihnachtszeit

Ihre

Mechthild Linnemann und

Ehrhardt Wichmann

Ein Bild zum Abschluss: Fr. Peter schickte es mir gerade: Vielleicht erinnern Sie sich. Zu Beginn seiner Tätigkeit sandte er ein ähnliches: Mädchen die durch die Nacht aus einem Dorf im Gebirge gekommen sind. Sie warten in Poshina darauf, dass es hell wird und sie das Brennholz in Geschäften und bei Privatleuten

verkaufen können Auch diese Kinder hätte er gerne in einem seiner Kinderheime, damit sie einen Schulabschluss machen.