Charlotte

Hier kommt eine erste Zusammenstellung von Mails und kurzen Berichten per Telefon von unserer Freiwilligen Charlotte Heeren

–        Die Originaltexte von Charlotte habe ich kursiv gesetzt. –

Wer diese Berichte (1 bis 2 mal im Monat) nicht bekommen will, bitte bei ehrwi@gmx.de melden

Euer Ehrhardt Wichmann

Charlotte ist am 25./26. September nach Mumbai geflogen und hat  einige Tage bei Freunden von mir gewohnt, um sich am ersten Tag nach dem Nachtflug auszuschlafen und sich ein bisschen ein zu gewöhnen. Mit Arwa, einer verheirateten Tochter der Familie, ist sie in der riesigen Stadt (ca.18 Millionen) schoppen gegangen.

Am 30. reiste sie weiter mit dem Zug nach Ahmedabad, wo sie von Father Peter in Empfang genommen wurde, der sie am gleichen Tag mit nach Poshina nahm.

 

Über den Verkehr in Mumbai schreibt sie:

Indischer Verkehr – eine „Nahtoderfahrung

Ankommen in Mumbai

Selbst, wenn man morgens um fünf Uhr (26.9.13)in Mumbai ankommt und ein sicheres „Prepaid“ – Taxi hat (man bezahlt an einem Schalter im Flughafen im Voraus und geht mit der Taxinummer dann auf die Suche nach seinem Fahrzeug), versucht ein jeder noch Geld zu machen. Der erste möchte Geld dafür, dass er dir das richtige Taxi gezeigt hat und der nächste dafür, dass er dir den Koffer aus der Hand reißt und ihn ins Auto wirft. „Sorry, I don’t understand you“ , sage ich und fliehe. 

Dem Taxifahrer erzähle ich, ich sei verheiratet. Mir kommt das sicherer vor bei der ganzen Fragerei. „You can’t trust anyone in Mumbai“, hat mich schon eine nette indische Frau am Flughafen aufgeklärt. Als der Taxifahrer dann in eine dunkle Seitengasse einbiegt, frage ich verunsichert, ob er wirklich richtig fahre. Er ist sich sicher, obwohl er die Adresse nicht einmal richtig kennt. Als er nach der Handynummer meiner Gasteltern Fatima und Kaizar fragt, um sich nach dem richtigen Weg, bzw. Haus zu erkundigen, telefoniere ich lieber selbst und komme mehr oder weniger sicher an.

Fahren mit dem Motorrikscha

Bald schon lerne ich die ersten Motorrikschas kennen. Man stellt sich einfach auf die Straße und winkt. Dann heißt es nur noch gut festhalten. Türen?- Leider nein. Dadurch hat man aber einen super Blick und eine quasi natürliche Klimaanlage, auch wenn man den Boden deutlicher sieht, als einem lieb ist. 

Irgendwie scheinen trotz mangelnder Verkehrsregeln, oder gerade deswegen, alle den Überblick zu haben. Zur Vorsicht und Warnung von Fußgängern wird einfach durchgehend gehupt. Jeder möchte als erster am Ziel sein, weswegen es letztendlich langsamer voran geht – es ist ein unentwegtes „Stopp und Go“.  So langsam verliere auch ich die Panik ständig umgefahren zu werden, sowohl in einer Rikscha als auch zu Fuß. Hand ausstrecken und immer schräg mit dem Verkehrsfluss ist die Devise. Angehalten wird sonst höchstens mal selten an roten Ampeln. Irgendwie scheint es aber nur so zu funktionieren. Einen Führerschein kann man sich übrigens einfach kaufen, ohne überhaupt fahren zu können.

Unterwegs mit der Bahn

Die Zugfahrt im Shatabdi-Express in der AC- Klasse (Air- Conditioned, also mit Klimaanlage) ist dagegen sehr sicher. Auch wenn wir manchmal aus unerfindlichen Gründen mit gefühlten 10 km/h durch die Landschaft juckeln. Sobald es aber über einen See oder Fluss geht, bleibt mir fast das Herz stehen. Es scheint als würden nur Schienen über den Fluss gehen, kein Geländer –  gar nichts. Wenn der Zug entgleist, liegt man im Wasser. Da mir aber ja bisher noch nichts im indischen Verkehr passiert ist, beschließe ich mal, dem indischen Zugunternehmen zu trauen. Die werden schon wissen was sie tun.

 

 

Durch den Fluss zum Wohnplatz von Fr. Peter

Zufällig rufe ich bei Fr. Peter zu der Zeit an, als er mit Charlotte durch das dunkle Poshina fährt. „Wir fahren jetzt durch das Dorf“, meint sie am Telefon.  Dann geht es durch den Fluss und ich höre, wie es um das Auto rauscht. Charlotte ist ein bisschen erschrocken. Es ist schon unheimlich, in dunkler Nacht durch einen Fluss zu fahren! Aber kurz darauf sind sie in „Jivan Wadi“, am Haus von Fr. Peter. Ich stelle mir vor, dass der Koch Vincent ein feines Essen vorbereitet hat – und dann geht der lange Tag zu ende.

 

Beginn in Poshina/Sabarkantha

Auf jeden Fall bin ich heile in Sabarkantha angekommen und habe auch schon Bekanntschaft mit den Kindern gemacht. Im Moment schaue ich mir noch alles an, nächste Woche geht dann das Unterrichten los. Ich werde vermutlich etwas Englisch und Yoga machen und ein paar deutsche und englische Songs mit den Kindern singen. Vorbereitet habe ich mich, mal schauen wie es wird. Die Kinder sind auf jeden Fall irgendwie deutlich ruhiger als so manches deutsche Kind. 

 

Mein Zimmer ist auf jeden Fall super schön, Fotos folgen! Nur an die ganzen Insekten muss ich mich gewöhnen. Außerdem ist es hier nachts wirklich zappenduster und die Insekten sind unglaublich laut. Alles in allen gewöhne ich mich aber so langsam.

 

Einige Tage später:

Erste Unterrichtsversuche: Englisch und Joga

Ich habe diese Woche auch schon einmal in Padapat und einmal in Pipalia unterrichtet. Mit Hilfe der Lehrer klappt das ganz gut. Die können so viel Englisch, dass sie verstehen was ich meine und können es den Kindern dann erklären So kann ich mir vorstellen, dass sowohl die Lehrer als auch die Kinder tatsächlich etwas lernen!!

 Allerdings ist mir im Moment ehrlich gesagt etwas langweilig, Morgens bin ich ja nur 1 1/2 Stunden in der Schule und sonst lese ich viel oder lerne Hindi. Ich hab mir auch Hindi Kinderbücher gekauft, um zu versuchen was zu lesen. Mal schauen ob das klappt.

Einen neuen Artikel kann ich grade nicht schicken, weil ich in einer Schule im Internet bin und meinen Laptop mit dem Artikel nicht dabei habe… Kommt aber alles nächste Woche!

 

Es regnet immer noch (der Monsun hört normalerweise Mitte September auf)

Erstmal so viel, dass der Regen immer noch nicht aufhört. Es hat die ganze Nacht gewittert und das war echt so extrem laut, dass ich kaum schlafen kann. Peter sagt auch, dass die Maisernte jetzt hin ist, weil es nun zu feucht ist… (Im folgenden Telefongespräch mit Fr. Peter meint er: „Wahrscheinlich eine Minderung der Ernte von ca. 30%“)

 

 Übrigens habe ich ja keinen wirklichen Schrank, deswegen steht es bei mir im Zimmer so zu. Ich finds aber wie gesagt total gemütlich, besonders mein Bett! Ein Problem hab ich nur mit Krabbelviechern die über Ameisengröße hinaus gehen. Zum Beispiel dem Handflächen großen Tausendfüßler der mich morgens im Waschbecken überrascht hat….

 

Soweit bis zum 13.10.13

 

Minden, den 25.11.13                                                       (kursiv: Wichmann)

Liebe Freunde!

Hier schicken wir die nächsten Berichte über die die Erfahrungen unserer Freiwilligen Charlotte Heeren.

Sie ist jetzt in Vijaynagar, einem Stützpunkt der Jesuiten mit Schülerheimen je für Jungen und Mädchen und einer großen Schule. Sie wohnt im Haus der Schwestern.

In der Schule wird sie unterrichten können.

Vijaynagar liegt ca. 50 km Luftlinie östlich von Poshina in einem noch stärker bewaldeten Gebiet, auf der Straße muss man ca. 90 km fahren. 

Fr. Peter war klar geworden, dass er die Fahrten zu den zwei Heimen in der Nähe von Poshina auf die Dauer nicht leisten konnte – und alleine wollte er Charlotte auch nicht fahren lassen. Das war ihm zu unsicher. Deshalb saß sie in Poshina arbeitsmäßig (bis auf die Garten/Feldarbeit ) auf dem Trockenen.

Dieser Prozess der Klärung war für Charlotte schwierig, weil sie nicht recht wusste, wie es mit ihr weitergehen sollte.

26.10.13.

Charlotte schreibt: Nächste Woche, wenn die Kinder Ferien haben, werde ich aber erstmal nach Vijanagar (schreibt man das so?!) fahren und mir angucken, was die Patres dort so machen. Ich habe mich mit Fr. Peter geeinigt, dass ich nicht zu viel rumgeschickt werde. Ich persönlich finde es besser hier (Poshina) zu bleiben. Wenn man nämlich unterrichtet, egal ob Yoga, Geographie, Englisch oder sonst irgendwas, ist es immer besser auf dem vorherigen Unterricht aufzubauen. Wenn ich aber ständig an einem neuen Ort bin, finde ich, ist der Gewinn auf beiden Seiten eher gering. Man kommt nicht so richtig rein, weder in den Unterricht, noch in das Leben der jeweiligen Kinder.
Peter meinte, es wäre für ihn sehr viel Arbeit mich überall hinfahren zu müssen, ich habe also vorgeschlagen, dass ich entweder in Zukunft mit Auto selbst fahren werde oder mit Fahrrad. Keine Angst, ich bin eine SEHR langsame und vorsichtige Fahrerin, schließlich ist mir mein Leben auch lieb!!

Zwei Sachen, die ich aber in den Ferien der Kinder trotzdem liebend gerne sehen würde, wären die Frauengruppe eines anderen „Fathers“ und einen Mann, der in Ahmedabad in den Slums arbeitet.
Meinen ersten Stoff habe ich auch zum Schneider gebracht und werde ihn gleich abholen. Ich freue mich schon!

 

Aus dem Anhang 1: „Indische Polizei“

Als ich mich nun in Mangalavar registrieren lassen musste, sind wir gleich zu viert losgefahren: Fr. Peter, ein angehender Priester, ich und natürlich ein örtlicher Polizist als Beistand.
Infolgedessen kamen wir auch gleich als erste dran, ansonsten hätten wir, laut Fr. Peter, den ganzen Tag warten müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
Man sage noch einmal Deutschland sei das Land des sinnlosen Papierkrams, von wegen!
Von 10 Uhr bis ca. 13.30 Uhr warteten wir, plauderten und beantworteten die ein- oder andere Frage. Meistens handelte es sich um Sprachbarrieren. Außerdem konnte der Polizist kaum glauben, dass in meinem Pass der Name meiner Eltern nicht steht, er wollte aber dann nur den Vornamen meines Vaters wissen.
Wir brachen dann zum Mittagessen auf, nur um daraufhin wieder zurückzukehren, Geld bei der Bank für meine Registrierung zu überweisen und weitere 2 ½ Stunden zu warten, in denen nichts geschah, außer dass man uns freundlichst ein Tässchen Chai reichte. Hier lernt man auf jeden Fall warten.
Schlussendlich kann man sagen, dass die indischen Beamten durchaus sehr freundlich zu uns waren. Ich möchte jedoch nicht daran denken, wie es mir ergangen wäre, wenn ich keine Hilfe aus der Bevölkerung gehabt hätte, oder wie es Leuten ergeht die keinen Polizisten zur „Verfahrensbeschleunigung“ bei sich haben.

 

 

 

Anhang 2: „Dorfkinderheim“

Als Peter vor sieben Jahren hier ankam, gab es hier wenig Perspektiven für die Kinder. D.h. keine funktionierende Schule, keine medizinische Hilfestellung, viele Kinder unterernährt. Die Schulen sind personell mehr als unterversorgt, auf 150 Schüler kommen vielleicht ein, max. zwei Lehrer. Die Lehrer kommen und gehen wie sie wollen. Es ist natürlich auch kaum möglich, so viele Kinder tatsächlich zu unterrichten, das frustriert auch. Die Lehrer wollen die Kinder außerdem durch die regelmäßig vom Staat gestellten Prüfungen bekommen, da sie ihnen sonst Nachhilfe erteilen müssen. Die Kinder scheinen die Aufgaben auch eher in Gruppenarbeit zu erledigen als alleine. Somit wird den Kindern fast gar nichts beigebracht, trotzdem fällt niemand durch.
Das scheint von manchen Politikern so gewollt zu sein. Man versucht die ländliche Bevölkerung „dumm“ zu halten, damit sich niemand über die schlechten Verhältnisse beschwert. Die meisten Leute kennen nur das Leben als Bauern, sie sehen das Stadtleben gar nicht, dass es bessere Schulbildung und Berufsperspektive, bessere Versorgung geben kann. Eine Verbesserung der Verhältnisse würde dem Staat natürlich teuer zu stehen kommen.

Nach und nach hat Peter also seit 2009 drei Schulheime aufgebaut, die sich unter anderem auch schulischen Tätigkeiten widmen, um vor allen Dingen den schlechten Bildungsmöglichkeiten etwas entgegenzusetzen. Er fing mit der finanziellen Unterstützung einer spanischen Organisation für ein Heim mit 25 Kindern an. Diese Starthilfe war  auf drei Jahre begrenzt
Mittlerweile sind in Peters drei Heimen ca. 150 Kinder untergebracht. Das Haus in Bedi steht im Moment nicht zur Verfügung, da es von den Eigentümern bewohnt wird. Somit ist Peter nun damit beschäftigt, ein neues Haus auf einem eigens gekauften Grundstück bauen zu lassen, was natürlich wieder Geld kostet, das durch Spenden beziehungsweise die Jesuitengemeinschaft aufgebracht werden muss.
Die beiden im Moment intakten Häuser liegen (in den Dörfern) Pipalia und Padapat. Die Kinder wohnen hier, bekommen zu essen und zusätzlichen Unterricht. Ihre Eltern besuchen sie ca. alle zwei bis drei Wochen für ein Wochenende. Viele werden aber auch von ihren Eltern besucht. (das Schülerheim liegt ja im Dorf, aus dem die Kinder kommen)
Ab und zu bringt Peter Medizin für die Kinder vorbei, z.B. gegen Erkältung oder auch Zusatznahrung, also beispielsweise Vitaminsaft, da die meisten Kinder Mangelerscheinungen aufweisen. Selbst für die Behandlung kleinster Krankheiten haben viele Eltern kein Geld, weswegen eine einigermaßen hygienische Umgebung und einige wenige Medikamente eine große Hilfe sein können.
Es kommen immer neue Anfragen, da entweder die Eltern sehen, dass es den Kindern dort besser geht, oder die Kinder selbst den Wunsch äußern in ein solches Heim gehen zu dürfen. Das Haus in Pipalya ist jedoch leider im Moment voll. Es gibt eben auch nur begrenzte Räumlichkeiten. Des Weiteren lehnt Peter manche Anfragen ab. Er selbst bevorzugt es, relativ kleine Kinder (ca. 5 oder 6 Jahre) zu nehmen, um eine gute Grundlage geben zu können. Es ist sehr schwierig, größere zu nehmen, die dann alles nachholen müssen und den Unterricht somit sehr aufhalten.

In Pipalia kümmern sich zwei Lehrer und zwei Köchinnen (Schwestern) um die Kinder, in Padapat sind es zwei Junge (Leute) die kochen, und ein Lehrerehepaar. Diese waschen auch unter anderem die Kleidung der Kinder. Sie schlafen ebenfalls meist im Heim und haben Freizeit, wenn die Kinder in der Schule sind, von zehn bis 17 Uhr, oder wenn sie Urlaub haben.
Dieser fällt häufig sehr großzügig aus.

Die Kinder selbst sind in den Heimen nicht untätig. Sie helfen bei Arbeiten wie z.B. der Reinigung von Getreide oder dem Feuerholzsuchen.  Gekocht wird über Holzfeuer.
Dabei sind die Köche und Köchinnen starkem Rauch ausgesetzt, es gibt keinen Schornstein und in Padapat nur einen mangelhaften Abzug, sprich Fenster. Dies wirkt sich auch auf die Gesundheit aus, es gibt jedoch wenig, was die Leute dagegen tun können. In Padapat wäre ein Schornstein z.B. gar nicht möglich, da das Heim im Untergeschoss eines anderen Hauses liegt.

Die Kosten für Peter, bzw. die Jesuitengemeinschaft sind pro Kind für indische Verhältnisse hoch. Ein Kind kostet pro Schuljahr (10 Monate) ca. 10 000 Rupien (ca. 150€) an Essen, Strom, etc. Hinzu kommen Sonderausgaben für Krankheiten, Schulhefte, o.Ä. Die Eltern selbst zahlen nur, wenn sie können, max. 60 Rupien im Monat, bzw. 600 Rupien pro Schuljahr.

Zu guter Letzt kann man sagen, dass Peters Heime natürlich eine Hilfe sind. Dennoch sind die meisten Kinder in ihren Familien und nicht in Heimen, sie erfahren nicht einmal diese kleine Starthilfe, da sie häufig von den Eltern zur Landarbeit und damit zum Lebensunterhalt der Familie gebraucht werden.
Selbst wenn die Kinder  hier untergebracht sind, werden sie häufig zur Ernte, Saat oder ähnlich aufwendigen Landarbeiten nach Hause geholt. Zu dieser Zeit fällt dann die Schulbildung wieder weg. Kein Wunder, dass die meisten Kinder dann auch hier bleiben und ebenfalls Bauern werden. (Bauern können sie kaum werden, nur einer kann höchstens vom Land leben. Sie müssen als Ungelernte in der Stadt Arbeit suchen)  Die meisten wären eben gar nicht ausreichend gebildet, um einen Berufsabschluss zu erwerben.  Sie kommen selten aus ihren Dörfern raus und sehen häufig gar nicht, dass auch ein anderes Leben möglich ist.

 

Und nun weiter mit dem Bericht über Vijaynagar:

Vijaynagar ist ganz nett.  Das Essen ist natürlich nichts gegenüber Vincents (der Koch und Hausverwalter von Fr. Peter) fünf Sterne Küche. Irgendwie ist es etwas komisch (ungewohnt) gewürzt, aber ich werde das schon überleben.

Ist Fr. Larumbe der Spanier? (Der alte Priester, der dort vor dem jetzigen Fr. Sobers die Leitung hatte) Der ist jedenfalls sehr nett, sind aber hier eigentlich alle, auch wenn mich die Nonnen immer zum Morgengottesdienst überreden wollen. Leider verstehe ich ja (dabei) nun überhaupt nichts. Im Moment sind hier so drei Tage Bibelkunde. Ja, wirklich Tage, von 08- 22 Uhr, mit Pausen. Für mich natürlich sehr uninteressant, da alles auf Gujarati, bzw. dem örtlichen Dialekt ist. Allerdings wird Abends immer ein Film mit englischen Untertiteln geguckt. Das ist super, den kann ich dann nämlich auch sehen.

Hier wird’s auch etwas kühler, ich schwitze auf jeden Fall kaum mehr. Mein erstes Outfit ist übrigens auch fertig. Die Fotos von mir in der neuen Kleidung habe ich aber leider in Poshina vergessen. Ich habe nämlich nur eine meiner beiden Kameras mitgenommen und zwar die ohne die Fotos.

 

1.11

Im Moment wohne ich übrigens bei den Nonnen und habe ein wirklich wunderschönes kleines Zimmerchen. Morgens werde ich immer (durch das laute Morgengebet der Schüler) sehr unsanft geweckt, macht mir aber nix.

 

6.11.

Ich war schon bei Fr. Sobers und er hat mir vorgeschlagen die kleinen Bäume vom Fußballfeld auszurupfen, leider nur im Scherz, ich hab extra nochmal nachgehakt, aber er meinte, er wird mich bald beschäftigen (ich hoffe noch). Allerdings werde ich gleich mit den Nonnen zu einem Dorf fahren. Also es ist wirklich nett, zu sehen wie die Leute leben, aber wenn man dann die zehnte Familie besucht hat… Naja, so richtig Arbeit ist es auf jeden Fall nicht.

Eine Nonne hat mich allerdings gefragt, ob ich mit ihr Yoga mache. Dahingehend werde ich wahrscheinlich also Morgen etwas zu tun haben. Juche!!

Naja, nen bisschen was kaufen kann man hier schon, außerdem denke ich so langsam mal an kleine Weihnachtsgeschenke für meine Familie. Ein Päckchen, das ich geschickt habe, ist nämlich bis heute nicht angekommen, obwohl es versichert war! So gesehen ist Weihnachten für mich gar nicht mehr so weit weg.

Die „Stadt“ ist ungefähr so groß wie Poshina, vielleicht sogar etwas größer. Die Wirtschaft funktioniert hier jedoch gar nicht, wurde mir gesagt. Was genau ich mir da drunter vorstellen muss, weiß ich aber noch nicht. Als ich alles gesehen habe war sowieso alles zu, weil gerade ein Feiertag war.

Das Essen ist wirklich super bei den Nonnen. Die umsorgen mich wie meine Oma. Also mit Gewicht verlieren wie Peter es mir prophezeit (oder sich erhofft hat, er macht immer so komische Anspielungen) wird das hier also nichts 😉 Aber die Nonnen sind selbst recht kräftig, also falle ich nicht auf.

Ich frage mal Fr. Sobers ob wir mal einen Ausflug in besagte Stadt machen können, das wär doch mal was. Insgesamt gefällt es mir hier aber. Fr Sobers freut sich schon darauf, dass ich wiederkomme und ermutigt mich jetzt schon, auch Englisch mit den Kindern zu machen. Er ist auch der Meinung, dass Kinder sehr schnell lernen und dass ich das versuchen soll. Peter hat ehrlich gesagt immer versucht, mich auf Yoga etwas festzunageln….

Das wars erstmal von mir. Ich hoffe ihr kriegt noch ein paar schöne Herbsttage, hier sind es auf jeden Fall noch sonnige 25 Grad.

 

9.11.

Im Moment bin ich hier ganz glücklich. Die Nonnen sind total lieb und nehmen mich immer mit in die Dörfer. Gestern sind wir sogar einen Tag lang nach Udaipur nach Rajastan gefahren! Das war wirklich sehr interessant und es gibt da wunderschöne Kleidung. Sie haben sogar schon meine Familie unbekannter Weise eingeladen “ jetzt wo wir uns so gut kennen“. Das fand ich sehr lieb!

Außerdem habe ich vorgestern etwas mitgeholfen ein Zimmer zu entrümpeln. Mann Mann Mann, was sich da alles angesammelt hatte! Hefte, Briefe, Ordner, … Alle, die mitgeholfen haben, durften sich mitnehmen, was sie brauchen konnten. Ich bin jetzt also mit Briefumschlägen bestens ausgestattet! Außerdem hängt nun ein Goethezitat auf Englisch in meinem Zimmer und macht das ganze etwas persönlicher. Also langweilig ist mir im Moment Gott sei Dank nicht mehr.

 

16.11.

Erst fand ich’s nicht so gut hier zu bleiben, aber mittlerweile fühle ich mich hier in Vijaynagar echt wohl. Zumal die Schwestern von sich aus Bemerkungen gemacht haben wie: Ich könnte ja länger bleiben, usw. Also ungern gesehen bin ich hier wohl nicht 😉
Die Schwestern meinten auch, dass ich keine Mehrarbeit machen würde. Sie sagten, ich würde eben meine Arbeit tun und sie ihre und sie hätten gar kein Problem mit mir.

 

25.11.

Inzwischen hat sich die Situation geklärt, Charlotte wird in Vijaynagar bleiben und dort an der großen Schule unterrichten und nachmittags auch mit den kleineren Mädchen Freizeitgestaltung machen. Sie freut sich auf diese Arbeit.

 

Herzliche Grüße Ihr Ehrhardt Wichmann