Liebe Freunde! Minden, im Dezember 2013
Zuerst wünschen wir allen von Herzen eine frohe und gesegnete Advents- und Weihnachtszeit: Frieden und Freude, die wir empfangen und auch weiter geben können.
Wir sind dankbar, dass es in Minden und auch anderswo so viele Menschen gibt, die uns nun schon fast 30 Jahre bei der Begleitung der Arbeit von Father Peter in Poshina und den umliegenden Dörfern unterstützen.
Seit dem 30. September ist Charlotte Heeren aus Minden als Freiwillige in Sabarkantha tätig.
Als sie dort ankam, regnete es noch immer wieder – sehr ungewöhnlich für die ersten Wochen im Oktober. Die Bauern konnten nicht auf die Felder, um das hoch stehende Unkraut zu jäten – und zuletzt begann ein Teil der ausgereiften Maiskörner an den Maisstauden zu keimen; bei Temperaturen von über 300 und der Feuchtigkeit ging das schnell. Mit 30% Verlust mussten viele Bauern rechnen. Fr. Peter schreibt am 21.11. „Ich sitze unter dem Mangobaum in warmen Sonnenschein und das (Bewässerungs-)Wasser fließt vom Brunnen zu den Feldern. Es ist die Zeit, in der Weizen angebaut wird. Die Maisernte war spärlich. Die in Jiwan Wadi geernteten Maiskolben liegen jetzt auf dem Blechdach zum Trocknen. Aber die Weizenernte sollte das ausgleichen, denn wir hatten einen sehr großzügigen Monsun. Meine Mitarbeiter Laxman und Ramesh sind fleißig dabei, Wildgras aus dem Gemüsegarten heraus zu schneiden.“
„Die meisten Kinder sind zurück von ihren Diwali-Ferien, so sind die Heime wieder voll in Betrieb. Wir haben die Kinder eingeladen, früher zu kommen, eine Woche, ehe die Schule wieder beginnt. Ich denke, viele von ihnen kommen sehr gerne.“
Kernaussage des Diwali – Festes ist der Sieg des Guten über das Böse, des Lichtes über Dunkelheit. Diwali ist ein fröhliches Fest, es dauert mehrere Tage. In diesem Jahr fiel der Beginn von Diwali auf den 2. November.
Weil es in diesem Jahr so lange in den Herbst hinein geregnet hatte, waren die kleinen Flussläufe noch voller Wasser. Dadurch konnten die Dorfkinderheime nicht immer erreicht werden. Es gibt ja in der Gegend nur wenige Brücken. Meist führt ein Betonband durch den Fluss, auf dem man (glitschig!) zu Fuß oder mit einem „hochbeinigen“ Jeep queren kann, wenn das Wasser nicht zu reißend ist.
Zuerst begann Charlotte mit ihrer Arbeit in Iwan Wadi, dem Wohnsitz von Fr. Peter und in zwei der Dorfkinderheime in der Nähe von Poshina. Um in den Heimen zu unterrichten, war sie auf darauf angewiesen, dass Fr. Peter sie mit dem Jeep brachte und holte. Das Heim in Padapat liegt ca. 11.km seitlich von der großen Straße in den Bergen, Pipalia ist ca.4,5km entfernt, einmal führt der Weg durch einen Fluss. Er merkte bald, dass er das auf die Dauer nicht leisten konnte. Und Charlotte alleine mit dem Jeep fahren zu lassen, traute er sich nicht; das war ihm, gerade nach den öffentlich gewordenen Vorfällen der letzten Zeit, zu unsicher.
Charlotte lernte in dieser Zeit eine ganz Menge Hindi und half, wenn es nicht regnete, beim Gemüseanbau. Manchmal wurde ihr aber die Zeit auch lang.
In den Diwali-Ferien (ca. 3 Wochen) ging Charlotte nach Vijaynagar, vielleicht 80km Autofahrt in Richtung Osten. Dort gibt es eine schon ältere Einrichtung der Jesuiten mit einer großen Schule, einem Mädchen- und Jungenschülerheim, LehrerInnen Wohnungen und einer Kirche. Fr. Peter hat in Vijaynagar seine ersten Jahre als Priester gearbeitet. Ich habe ihn 1984 dort kennen gelernt. Charlotte bewohnt ein schönes Zimmer im Haus der Schwestern und hat Möglichkeiten, in der Schule und auch im Freizeitbereich mit zu arbeiten.
Sie betreut morgens zwei Gruppen für Yoga (einmal 8.- 12. Klasse und einmal 5.-7.), abends nach der Schule ist sie noch einmal mit Spiel und Spaß für die 1.-4. Klasse beschäftigt.
Sie hat erzählt, dass solches gemeinschaftliches Spielen bei den kleinen Schülerinnen zu kurz kommt und ist überrascht, wie gut sie sich mit den Kindern verständigen kann. Sie schreibt: „Wir hatten alle total viel Spaß und ich hoffe das bleibt auch so.“ Es ist allerdings eine rechte Herausforderung für sie, mit den in Indien üblichen großen Gruppen zurecht zu kommen.
Mit den Schwestern unternimmt sie (Gemeinde-)Besuche in den Dörfern und auch Ausflüge etwa in die nahe Stadt Udaipur.
In den zwei Heimen in den Dörfern Pipalia und Padapat läuft die Arbeit normal weiter. Normal heißt leider allerdings auch, dass die Regierung für die Schule in Padapat entgegen ihrer Zusage keine zusätzlichen Lehrer geschickt hat. Der Schulleiter und ein junger Kollege scheinen auch weiterhin nicht viel zu unterrichten. Der zuerst wirksame Protest der Eltern ist inzwischen verpufft.
Mit dem dritten Heim in Bedi hat sich auch noch nichts getan. Dort hatte die Familie, der das Haus für das Schülerheim gehörte, überraschend „Eigenbedarf“ geltend gemacht. Eine Zeit lang zeichnete sich zusammen mit der vielleicht zwei Kilometer weiter in den Bergen liegenden Gemeinde Mama-Piplia eine dauerhaft Lösung ab: Die Forstverwaltung hat der Gemeinde ein 1ha großes Grundstück „für pädagogische Zwecke“ angeboten. Dort soll auf der einen Hälfte des Platzes eine Schule entstehen. Die andere Hälfte sollte Fr. Peter zum Bau eines Dorfschulkinderheimes erhalten. Die Übertragung des Grundstückes an ihn schien schnell und glatt voran zu gehen.
Aber inzwischen scheint es wieder genauso zäh zu laufen, wie schon bei der Umschreibung seines Grundstückes auf „Jiwan Wadi“. Darum bemüht er sich schon seit Jahren. Weil er das auch hier wieder kommen sieht, überlegt er: „ wir hätten voran gehen sollen und das neue Heim hinter dem Haus von Leelaben, der Bürgermeisterin von Bedi bauen sollen (in deren Haus war ja für ein paar Jahre das Schülerheim), auch wenn es uns nur für 15 Jahre überlassen worden wäre. Die Leidtragenden sind nun die armen Kinder, die das ganze Jahr auf das neue Heim gewartet haben, ob nun in Mamapipla oder in Bedi. Wir müssen wohl die Dorfleiter noch einmal zu einer neuen Runde von Gesprächen zusammenrufen.“
Am 2. Januar werde ich, zusammen mit meinem Sohn Friedrich Wichmann, noch einmal nach Indien reisen. Dann kann ich Neues und aus eigener Anschauung erzählen. Deshalb diesmal nur kurz.
Ich wünsche allen einen guten Beginn des Jahres 2014 – nicht zu kalt und unfreundlich – ich freue mich ja dann an einer Art von sommerlichem Wetter in Sabarkantha.
Ihre Cornelia Haber, Mechthild Linnemann und Ehrhardt Wichmann